Bei der Beurteilung des Therapieerfolgs bei Depressionen haben Fremdeinschätzungen eine große Bedeutung. © Freepik
Bei der Beurteilung des Therapieerfolgs bei Depressionen haben Fremdeinschätzungen eine große Bedeutung. © Freepik
Wie lassen sich Fremdbeurteilungen einer Depression verbessern?
Um eine Depression effektiv behandeln zu können, muss man das Ausmaß der Erkrankung korrekt erfassen. Ist die betroffene Person oft niedergeschlagen? Schläft sie schlecht, ist sie unkonzentriert oder antriebslos? Hat sie suizidale Gedanken? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erlauben Behandelnden eine Einschätzung, wie schwer eine Depression ist – und ob eine laufende Therapie anschlägt.
Allerdings ist es nicht einfach, eine depressive Symptomatik allein durch Befragungen objektiv zu erfassen. Denn Menschen mit Depression weisen weniger positive Erwartungen auf und haben häufig negativ verzerrte Erwartungen. Dadurch unterschätzen sie oft den Erfolg ihrer eigenen Therapie, wenn man sie direkt danach fragt. Eine große Bedeutung kommt daher Fremdbeurteilungsmaßen wie der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) zu, die es ermöglichen, objektiver einzuschätzen, wie sich die depressive Symptomatik entwickelt.
Video-basierte Schulungsprogrammen können Fremdratings strukturieren und optimieren
Unser neues affiliiertes Projekt AF01 hat das Ziel, diese Einschätzungen im Hinblick auf klinische Studien, aber auch in der Routineversorgung zu verbessern. Dafür untersuchen wir innovative Ansätze zur Optimierung von Fremdratings mit Instrumenten wie der HAMD. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Entwicklung und Evaluation eines neuartigen, video-basierten Schulungsverfahrens, das es ermöglicht, Fachpersonen aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen gezielt zu trainieren.
Unsere Untersuchung umfasst klinische Expertinnen und Experten aus Medizin und Psychologie, sowohl aus psychiatrischen Krankenhäusern als auch aus psychotherapeutischen Einrichtungen. Dabei beziehen wir Fachkräfte ein, die mit verschiedenen Altersgruppen – von Kindern und Jugendlichen bis hin zu erwachsenen Patientinnen und Patienten – arbeiten. Durch eine breite methodische und personelle Aufstellung an den Standorten Essen und Marburg stellen wir sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse möglichst allgemeingültig sind und in unterschiedlichen klinischen Kontexten anwendbar bleiben.
In enger Zusammenarbeit mit den Projekten
Weniger Sorgen, mehr Optimismus: Lassen sich antidepressive Behandlungen in Echtzeit verbessern?
Prof. Dr. Yvonne Nestoriuc
Prof. Dr. Winfried Rief
Wie können optimierte Erwartungen bei internetbasierten Interventionen gegen Depressionen helfen?
Prof. Dr. Winfried Rief
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud
Projektleitung

PD Dr. Gertraut Gradl-Dietsch
Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie,-psychotherapie
und -psychosomatik

Dr. Marcel Wilhelm
Psychologischer Psychotherapeut
Mitarbeitende
Katharina Diehl
Doktorandin, Psychologin (Essen)
Sophia Jakobs
Doktorandin, Psychologin (Marburg)