In einer funktionellen MRT-Aufnahme zeigt sich die Hirnaktivität während der Schmerzwahrnehmung. © SFB Treatment Expectation
In einer funktionellen MRT-Aufnahme zeigt sich die Hirnaktivität während der Schmerzwahrnehmung. © SFB Treatment Expectation
Wie verändern sich Erwartungen – und welchen Einfluss haben sie auf Schmerzen und deren Behandlung?
Gedanken, Erfahrungen und Erwartungen können das Schmerzempfinden verstärken oder schwächen. Sie haben auch einen großen Einfluss darauf, wie gut Schmerztherapien bei einzelnen Menschen wirken. Welche psychologischen und neuronalen Mechanismen liegen diesem Effekt zugrunde? Wie und aus welchen Gründen verändern sich die Erwartungen von Menschen? Und welche Folgen hat das für den individuellen Behandlungserfolg bei Schmerzen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, machen wir in Projekt A01 die Aktivität des Gehirns von Studienteilnehmenden mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) sichtbar.
Negative Erwartungen wirken sich stärker auf Schmerzen aus als positive
In der ersten Förderperiode unseres Sonderforschungsbereiches konnten wir bereits unser Wissen darüber erheblich erweitern, wie positive und negative Erwartungen entstehen, wie sie aufrechterhalten werden und wie sie sich mit der Zeit verändern. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass negative Erwartungen stärkere und anhaltendere Auswirkungen auf das Schmerzempfinden haben als positive. Eine weitere große, kontrollierte pharmakologische Studie zeigte, dass das dopaminerge System mit dem Botenstoff Dopamin eine wesentliche Bedeutung für die schmerzhemmende Wirkung von Placeboeffekten hat. Und schließlich konnten wir bestimmte Gehirnregionen identifizieren, deren Zusammenspiel beim Entstehen von Nocebo-Effekten eine Rolle spielt.
Fokus auf Rückenschmerzen, das noradrenerge System und die Veränderlichkeit von Erwartungen
In der zweiten Förderphase möchten wir in Projekt A01 dieses Wissen weiter vertiefen und um Untersuchungen in Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen erweitern. Dabei werden wir insbesondere auch betrachten, welche Rolle das noradrenerge System für die Veränderung von Erwartungen spielt. Der Botenstoff Noradrenalin ist im Nervensystem im Gehirn unter anderem bei Emotionen, Schlaf, Aufmerksamkeit und bei Lernvorgängen eingebunden. Zudem richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Dynamik und Änderung von Erwartungen im Verlauf der Zeit. Dafür begleiten wir zum Beispiel Patientinnen und Patienten über einen längeren Zeitraum, während diese eine multimodale Schmerztherapie absolvieren.
Bingel U, Wanigasekera V, Wiech K, Mhuircheartaigh R, Lee MC, Ploner M, Tracey I (2011) The effect of treatment expectation on drug efficacy: imaging the analgesic benefit of the opioid remifentanil. Science Transl Med 70. 70ra14. PubMed
Wrobel N, Wiech K, Forkmann K, Ritter C, Bingel U (2014) Haloperidol blocks dorsal striatum activity but not analgesia in a placebo paradigm. Cortex 57: 60-73. PubMed
Zunhammer M, Ploner M, Engelbrecht C, Bock J, Kessner SS, Bingel U (2017) The effects of treatment failure generalize across different routes of drug administration. Sci Transl Med 9(393) pii: eaal2999. PubMed
Zunhammer M, Bingel U, Wager TD; Placebo Imaging Consortium (2018) Placebo effects on the neurologic pain signature: A meta-analysis of individual participant functional magnetic resonance imaging data. JAMA Neurol 75(11):1321-1330. PubMed
In enger Zusammenarbeit mit folgenden Projekten:
Wie wir selbst Erwartungen erzeugen – und was Aufmerksamkeit damit zu tun hat
Prof. Dr. Christian Büchel
Wie Erwartungen Bauchschmerzen beeinflussen – und wie umgekehrt Schmerzerfahrungen die Therapieerwartungen verändern
Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch
PD Dr. Julian Kleine-Borgmann
Gesünder altern durch positives Denken?
Prof. Dr. Stefanie Brassen
Wie können Erwartungseffekte helfen, um Schmerzen nach einer Hüftoperation zu verringern?
PD Dr. Regine Klinger
Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch
Welche Rolle spielt das Kleinhirn für Placebo- und Nocebo-Effekte?
Prof. Dr. Dagmar Timmann
Wie geht es anderen – und was heißt das für mich?
PD Dr. Jan Haaker
Prof. Dr. Christiane Melzig
Wärme, Kompetenz und mehr: Was Behandelnde mit ihrer Kommunikation bewirken können
Prof. Dr. Helen Blank
Prof. Dr. Katja Wiech
Projektleitung
Prof. Dr. Ulrike Bingel
Neurologin, Neurowissenschaftlerin
Mitarbeitende
Dr. Katharina Schmidt
Postdoc, Psychologin, Neurowissenschaftlerin
Dr. Helena Hartmann
Postdoc, Psychologin, Neurowissenschaftlerin
Dr. Belkis Ezgi Arikan
Postdoc, Psychologin, Neurowissenschaftlerin
Dr. Livia Asan
Clinician Scientist, Assistenzärztin für Neurologie
Elif Buse Caliskan
Junior Clinician Scientist, Assistenzärztin für Neurologie
Rebecca Lutz
Doktorandin
Vivien Janowicz
Doktorandin
Stefan Glass und Aoibhne Braunewell
MedizinstudentInnen