Aktivitätsmuster sind in bestimmten Gehirnregionen sichtbar, wenn Versuchsteilnehmern Schmerz angekündigt wird. © SFB Treatment Expectation
Aktivitätsmuster sind in bestimmten Gehirnregionen sichtbar, wenn VersuchsteilnehmerInnen Schmerz angekündigt wird. © SFB Treatment Expectation
Wie wir selbst Erwartungen erzeugen – und was Aufmerksamkeit damit zu tun hat
Wenn eine Person Schmerzen empfindet, lassen sich diese mit bildgebenden Verfahren wie funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) in Form von neuronalen Aktivierungsmustern nachweisen. Und nicht nur das: Allein die Erwartung eines Schmerzes führt schon zu ähnlichen Mustern. Das ermöglicht es Forschenden, ohne Eingriff von Außen im Gehirn von Studienteilnehmenden zu beobachten, wie sich deren Erwartungen an Schmerzen und an eine Behandlung aufgrund unterschiedlicher Faktoren verändern.
Nebenwirkungen können sogar nützlich sein
In unserer ersten Förderperiode konnten wir in Projekt A02 auf diese Weise nachweisen, dass milde Nebenwirkungen in bestimmten Fällen einen positiven Einfluss auf die Behandlungserwartung von Menschen haben und dadurch das Schmerzempfinden der Betroffenen verringern können. Das gilt sogar dann, wenn die Nebenwirkungen selbst unangenehm sind, aber mit dem Wirken der Behandlung assoziiert werden. Und auch Handlungsfähigkeit hat den bisherigen Erkenntnissen zufolge positive Effekte: Wenn Personen zum Beispiel eine schmerzstillende Behandlung selbst initiieren können, wirkt diese besser, als wenn die Behandlung von anderen angestoßen wird.
Wie beeinflusst Selbstwirksamkeit unsere Erwartungen?
Den Einfluss dieser Selbstwirksamkeit auf Erwartungen und das Schmerzempfinden untersuchen wir in der zweiten Förderperiode nun genauer. Insbesondere gehen wir der Beobachtung nach, dass die Handlungsfähigkeit nicht nur den Einfluss unserer Erwartungen verstärkt, sondern diese auch direkt verändert. Geschieht dies, indem das Selbst-handeln-Können unsere Aufmerksamkeit verschiebt? Und wie beeinflusst das wiederum unser Schmerzempfinden? Antworten auf diese Fragen, die große Bedeutung für den klinischen Alltag haben, suchen wir in den kommenden Jahren.
Dafür nutzen wir in Projekt A02 neben fMRT-Messungen auch Verhaltensbeobachtungen an den Studienteilnehmenden sowie Leitfähigkeitsmessungen der Haut (Elektrodermale Aktivität, kurz EDA). Die unterschiedlichen Daten fließen zudem in Rechenmodelle ein, um genauer zu verstehen, wie Behandlungserwartungen entstehen und wie sie sich verändern, wenn unsere Erwartungen erfüllt werden.
Geuter S, Boll S, Eippert F, Büchel C (2017) Functional dissociation of stimulus intensity encoding and predictive coding of pain in the insula. eLife 6. PubMed
Horing B, Sprenger C, Büchel C (2019) The parietal operculum preferentially encodes heat pain and not salience. PLOS Biology 17:e3000205. PubMed
Wimmer EG, Büchel C (2019) Learning of distant state predictions by the orbitofrontal cortex in humans. Nature Communications 10:2554. PubMed
In enger Zusammenarbeit mit folgenden Projekten:
Wie Erwartungen Bauchschmerzen beeinflussen – und wie umgekehrt Schmerzerfahrungen die Therapieerwartungen verändern
Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch
PD Dr. Julian Kleine-Borgmann
Gesünder altern durch positives Denken?
Prof. Dr. Stefanie Brassen
Welche Rolle spielt das Kleinhirn für Placebo- und Nocebo-Effekte?
Prof. Dr. Dagmar Timmann
Wärme, Kompetenz und mehr: Was Behandelnde mit ihrer Kommunikation bewirken können
Prof. Dr. Helen Blank
Prof. Dr. Katja Wiech
Projektleitung
Prof. Dr. Christian Büchel
Neurowissenschaftler
Mitarbeitende
Dr. Tahmine Fadai
Clinician Scientist, Assistenzärztin für Psychiatrie
Dr. Lieven Schenk
Postdoc, Psychologe