New York ist einige Hürden wert

Dr. Julian Kleine-Borgmann, ärztlicher Wissenschaftler und Young Scientist im SFB 289, auf Forschungsaufenthalt in den USA

Den Entschluss zur Teilnahme an einem MD/PhD-Programm in Epidemiologie und klinischer Forschung an der Universität Duisburg-Essen fasste ich vor etwas mehr als einem Jahr. Die anfangs doch sehr undeutliche Skizze eines Auslandsaufenthaltes verfeinerte und komplettierte sich dann zunehmend in Gesprächen mit MentorInnen, FreundInnen, KollegInnen und WegbegleiterInnen sowohl in Wissenschaft als auch Klinik. Viele Ziele wurden diskutiert, viele Orte in Erwägung gezogen und letztlich die meisten Zweifel ausgeräumt. Ich erinnere mich gut, wie hilfreich der Austausch unter uns Young Scientists auf dem ersten Retreat des SFB 289 war! Und tatsächlich schreibe ich nun aus New York City in den Vereinigten Staaten.
Seit März darf ich hier zu verschiedenen Themen wie COVID-19, Delir und Migräne in der Perioperative Digital Health Research Unit von Prof. Dr. Eikermann am Montefiore Medical Center/Einstein College mein methodisches Portfolio auf den Themengebieten „Big Data“ und „Epidemiologie“ erweitern, um als Clinician Scientist die Möglichkeiten des Smart Hospitals (dem Krankenhaus der Zukunft) mit seinen wachsenden Datenmengen optimal nutzen zu können!
Diese Möglichkeit verdanke ich der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, der Universitätsmedizin Essen und besonders der Nachwuchsförderung des SFB 289 Treatment Expectation. Denn ist das gedankliche Konzept auch noch so schlüssig, beginnt und endet alles mit einer Menge Papierarbeit: klinische Freistellung, Bürokratie und finanzielle Förderung sind essenzielle Säulen der Planung. Zugegeben: Ich persönlich war insbesondere in Anbetracht der globalen gesundheitlichen und politischen Gegebenheiten mit all ihren Auswirkungen zunächst skeptisch. Die organisatorischen Hürden sind (insbesondere für Clinician Scientists, also ärztliche WissenschaftlerInnen) ohne Unterstützung Vorgenannter wirklich nicht niedrig. Die Nachwuchsförderungsprogramme öffentlicher Förderer (z.B. DFG, DAAD, BMBF, innerhalb und außerhalb strukturierter Qualifizierungsprogramme wie SFB oder Clinician-Scientist-Programme) sind hier mehr als hilfreich.
Natürlich kostet es Überwindung auf zahlreichen Ebenen und dennoch sind die Erfahrungen so vielseitig wie sie einmalig sind: Der Einblick in ein anderes Gesundheitssystem, der Perspektivwechsel auf die bekannten Strukturen, das Knüpfen neuer Kontakte, die Freude an Kollaborationen, das Lernen neuer wissenschaftlicher Methoden und Soft Skills – und ja, auch das Verlassen der eigenen Komfortzone mit der ein oder anderen persönlichen Herausforderung sind nur wenige Facetten, die mich bereits jetzt weitergebracht haben und die ich wertschätze.
Heute kann ich mir keinen intensiveren und besseren Weg vorstellen, diese Kompetenzen und Erfahrungen in der Kürze der Zeit zu erwerben, und bin dankbar für die großartige finanzielle und ideelle Unterstützung, die ich erhalten habe. Ich freue mich auf alle Gelegenheiten, diese Erfahrungen zu Hause zu teilen!