5 Fragen an Dr. Helena Hartmann

Neurowissenschaftlerin, Psychologin und Wissenschaftskommunikatorin, Postdoktorandin am Universitätsklinikum Essen im Rahmen des SFB 289.

Helena Hartmann hat an der Universität Wien Psychologie studiert und dort im Juli 2022 ihr Doktorat in Psychologie/Soziale Neurowissenschaften abgeschlossen mit dem Titel "Another's Pain in my Brain – clarifying the specificity of shared representations of pain in empathy and prosocial behavior". In ihrer Forschung interessiert sie sich für Faktoren, die beeinflussen, wie wir Schmerz bei uns selbst und bei anderen Menschen wahrnehmen. Um Konzepte wie Empathie, prosoziales Verhalten, Placebo-Hypoalgesie/Nocebo-Hyperalgesie und Behandlungserwartungen zu untersuchen, nutzt sie funktionelle Magnetresonanztomografie, transkranielle Magnetstimulation und verhaltenspsychologische Experimente. Ihre Herangehensweise an die Wissenschaft orientiert sich stark an den Grundsätzen von offener, transparenter und reproduzierbarer Forschung. An der neuen Stelle in Essen reizt sie vor allem der vermehrte interdisziplinäre Austausch mit verschiedenen Berufsgruppen. „Ich komme ursprünglich aus Oberfranken, habe also noch nie vorher im Ruhrgebiet gewohnt“, sagt sie, „und als Hobbyfotografin finde ich besonders die Industriekultur und die Vielfalt des Ruhrgebiets spannend. Es gibt hier sehr viel zu sehen und zu erleben.“

Worüber freuen Sie sich im Jahr 2022 ganz besonders?
Dass ich meinen PhD in Wien endlich verteidigt habe und eine neue Stelle als Postdoktorandin im Bingellab und als Teil des SFB 289 beginnen konnte. Ich möchte schon lange zum Thema Behandlungserwartungen und Schmerzmodulation forschen – jetzt habe ich endlich Gelegenheit dazu, und das noch in so einer super Gruppe von WissenschaftlerInnen!

Und was soll das Jahr 2023 bringen?
Hoffentlich viele neue spannende Daten und Ergebnisse, neue Kompetenzen und Methoden, neue Kollaborationen in und außerhalb des SFB 289 und natürlich (ganz wichtig!) viel Wissenschaftskommunikation und Public Outreach! Forschung klar und verständlich an die Außenwelt kommunizieren und dabei selbst noch ganz viel über sich und die eigene Forschung lernen.

Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Von der interdisziplinären Gruppe von Menschen, die im Bingellab arbeiten – von PsychologInnen und PsychotherapeutInnen über medizinisches Personal bis hin zu NeurowissenschaftlerInnen und Studierenden, alles ist dabei, und jeder kann wertvollen Input geben. Oft finden sich dabei Verbindungen zwischen Projekten und Forschungsfragen, an die man allein gar nicht gedacht hätte. Ich schätze diesen vielfältigen Austausch und die verschiedenen Perspektiven sehr.

Was lernen Sie persönlich jeden Tag?
Meine Forschung auch mal mit Abstand zu betrachten und das große Ganze zu sehen: Was bedeuten meine Ergebnisse für NichtwissenschaftlerInnen? Welche Implikationen haben sie, und was für neue Fragen ergeben sich? Und inwiefern können diese von Nutzen für die Allgemeinbevölkerung und im Speziellen für PatientInnen sein? Und etwas, was ich persönlich immer wieder aufs Neue lerne: zuzuhören, wenn andere ihre Forschung vorstellen und nachfragen.

Was erstaunt Sie immer noch?
Die Interaktion von Gehirn und Körper, dass Placebo-, aber auch Noceboeffekte so stark sein können. In jeder meiner Studien fasziniert mich immer wieder aufs Neue die Kraft der Erwartungen. Das gibt mir Hoffnung, dass der Mensch sein eigenes Schicksal bis zu einem gewissen Grad auch selbst in die Hand nehmen kann.

Wofür wollen Sie Ihren Kollegen danken?
Für den stets regen Austausch zu laufenden Projekten, zu nicht ganz eindeutigen oder schwer interpretierbaren Ergebnissen und zu neuen Forschungsideen. Es geht nichts über eine Gruppe von WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Hintergründe, die alle Ähnliches aus verschiedenen Richtungen und mit verschiedenen Methoden untersuchen.