Science Dinner 2021

Punkt 19 Uhr startet das Zoom-Meeting der besonderen Art. Es trafen sich die Neurologin Ulrike Bingel, die Wissenschaftlerin Katharina Schmidt, der Allgemeinmediziner in Ausbildung Tobias Berding und die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe SchmerzLOS e. V. Heike Norda zusammen mit der Journalistin Gaby Miketta, um über ERWARTUNGEN zu sprechen.
In Bezug auf das Abendessen waren diese schon mal groß. Die Vorbereitungen begannen bereits am Samstag, als die fertiggekochte Kochbox ankam:
Badischer Sauerbraten, Persisches Lammragout, Ochsenbäckchen, getrüffeltes Pilzrisotto und Thai Curry mit Fisch mussten nur kurz erwärmt oder zubereitet werden.
Zur Begrüßung beim Science Dinner durfte es ein Glas Weißwein sein.

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„ Mit welchen Erwartungen kommen Sie denn zu mir?“ – stellt jeder Arzt diese Frage zu Beginn? Kaum. PatientInnen kommen aber immer mit Erwartungen – positiven wie negativen – , wie auch immer diese gespeist wurden: sei es durch persönliche Empfehlungen, durchs Internet oder durch Vorerfahrungen jeglicher Art. Chronische SchmerzpatientInnen suchen meist über viele Jahre nach Hilfe.
Aber auch ein Arzt ist keinesfalls frei von Erwartungen, wenn er das erste Mal auf einen neuen Patienten trifft.
Heike Norda weiß aus ihren Erfahrungen: „Wer fragt schon nach der Krankheitsakzeptanz? Wie viel wird den PatientInnen erklärt?
Allgemeinmediziner Berding gibt zu bedenken: „ Zeit ist ein großes Problem“, und seine Erfahrung ist auch, dass die Patienten eher dem Oberarzt als dem Assistenzarzt Glauben schenken.
Heike Norda weiß als Patientin und Organisatorin einer großen unabhängigen Selbsthilfegruppe für SchmerzpatientInnen, dass sie oft besser zu PatientInnen durchdringt, weil sie auch als Betroffene sprechen kann. Ihre Erklärungen finden ein offenes Ohr bei anderen PatientInnen.
Diese Erkenntnis führt bei Prof. Ulrike Bingel, Leiterin der universitären Schmerzmedizin der Uniklinik Essen, sofort zu einer Idee: „Wir sollten gemeinsam ein erklärendes Video zu den Besonderheiten von chronischen Schmerzen, deren Therapie und vor allem was ein Betroffener selbst tun kann, erstellen. So könnten wir über beide Ebenen viel mehr PatientInnen erreichen.“ Eine Idee, die man weiterverfolgen will.
Dr. Katharina Schmidt, Wissenschaftlerin an der Uniklinik Essen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Treatment Expectation“ beklagt, dass auch unter den MedizinerInnen Kommunikation mit PatientInnen nur in begrenztem Umfang gelehrt wird.
In Essen, so betont Tobias Berding, gab es in der Ausbildung immerhin Unterricht mit SchauspielerInnen als PatientInnen (auch SchauspielpatientInnen genannt).
Er freut sich von Heike Norda zu erfahren, wie Treffen in Selbsthilfegruppen ablaufen, welche Themen zentral sind.

Wie gut wäre es, wenn alle mehr voneinander wüssten und auch lernen könnten. Das „Science Dinner“ war ein erster Schritt.