Eine der häufigsten Sorgen von PatientInnen, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen, ist präoperative Angst mit einer Prävalenz von bis zu 48 %. Die Auswirkungen von präoperativer Angst halten über den präoperativen Zeitraum hinaus an und werden mit stärkeren postoperativen Schmerzen und schlechteren Behandlungsergebnissen in Verbindung gebracht. Die Behandlungsmöglichkeiten für präoperative Angstzustände sind oft begrenzt, da Sedativa Nebenwirkungen verursachen und ihre Wirksamkeit umstritten bleibt.
 
Die Placeboforschung hat gezeigt, dass die Optimierung positiver Behandlungserwartungen, wie sie durch die Verabreichung von Placebos und Aufklärung erreicht werden kann, klinisch relevante Auswirkungen auf präoperative Angst, Schmerzen und Behandlungsergebnisse hat. Da die Verabreichung täuschender Placebos ethische Fragen aufwirft, haben sich klinische Studien zunehmend auf die Verwendung offener Placebos (Open-Label-Placebo, OLP) konzentriert.
In dieser klinischen Studie wird versucht, präoperative Ängste durch die Optimierung positiver Behandlungserwartungen mit Hilfe von OLPs zu verringern. Darüber hinaus untersucht diese Studie eine mögliche Verstärkung dieser Effekte durch Aspekte des Beobachtungslernens, operationalisiert durch ein positives erwartungsförderndes Video, und die Perspektive der Patientinnen auf die Selbstwirksamkeit und Angemessenheit von OLPs vor der Operation untersucht.
 
Um diese Ziele zu erreichen, werden die Patientinnen vor einer gynäkologischen laparoskopischen Operation zufällig einer von drei Gruppen zugeteilt. Eine Gruppe erhält das OLP mit einer positiven Begründung, die von einem Studienarzt vermittelt wird. Eine zweite Gruppe erhält die gleiche Intervention, die Verabreichung des OLP und die Begründung durch einen Arzt, und sieht sich zusätzlich ein Video über OLP an, in dem eine zufriedene Patientin gezeigt wird. Eine dritte Gruppe erhält die übliche Standardbehandlung (auch "treatment as usual" genannt). Gemessen werden präoperative Ängste und die postoperativen Erfahrungen, insbesondere die viszeralen und somatischen postoperativen Schmerzen. Diese Pläne wurden nun von dem AutorInnenteam rund um Dr. Johannes Wessels und Dr. Jana Aulenkamp in einem Studienprotokoll weiter ausgeführt.
 
Lesen Sie die englische Originalpublikation in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychiatry hier.