Drei Tage voller Austausch und Gemeinschaft: Vom 18. bis 20.11.2025 haben sich die Mitglieder des Sonderforschungsbereichs 289 „Treatment Expectation“ zum Retreat im sauerländischen Meschede getroffen. Neben den Teams aus den bestehenden Projekten präsentierten dabei auch fünf neue Forschungsgruppen ihre Arbeit, welche sie künftig als affiliierte Projekte in den SFB einbringen.
„Vielen Dank für eure inspirierenden Vorträge und den spannenden Austausch!“ Mit diesen Worten verabschiedete Prof. Ulrike Bingel als Sprecherin die Mitglieder des Sonderforschungsbereichs „Treatment Expectation“ nach drei intensiven und produktiven Tagen in Meschede. Ca. 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hatten dort den aktuellen Stand ihrer Forschungsprojekte präsentiert, Ergebnisse diskutiert und sich über Methoden und Ideen ausgetauscht.
Den Auftakt bildete dabei das Kennenlernen der Early Career Researchers: In einer Art Speeddating stellten sie sich und ihre Forschung einander vor. Anschließend informierten sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler über die Themen Mentoring, Fördermöglichkeiten, Lab Rotations und Wissenschaftskommunikation. Auch gängige Mythen über die Arbeit in der Forschung wurden diskutiert: Zeigen Forschende zum Beispiel überdurchschnittlich viel Hingabe für ihren Job? Und zählt die Lehre wirklich weniger als die Forschung?
Auftakt: Kennenlernen und Kontakte knüpfen beim Speeddating für die Early Career Researchers
Projekt-Updates und Erfahrungsaustausch
Den eigentlichen Hauptteil der Veranstaltung bildeten die Updates aus den Projekten. Ein Jahr nach dem Start der zweiten Förderperiode des SFBs berichteten alle Arbeitsgruppen über den aktuellen Stand ihrer Forschung: Welche Fortschritte wurden erreicht? Welche Hindernisse stehen möglicherweise noch im Weg? Wie lassen sich diese beseitigen? Und welche neuen Forschungsfragen und -möglichkeiten ergeben sich aus dem gewonnenen Wissen?
Viel Raum wurde dabei Diskussionen und persönlichen Gesprächen eingeräumt – unmittelbar nach den Update-Talks, vor allem aber während der späteren Poster-Session, in der die Projektbeteiligten noch tiefere Einblicke in ihre Arbeit gaben. Ein wesentliches Ziel des regelmäßig stattfindenden Retreats ist, dass die Forschenden von den Erfahrungen und Ideen aus den anderen Projekten im Forschungsverbund profitieren können – dank des transregionalen Charakters des Sonderforschungsbereichs (SFB/TRR) sogar über unterschiedliche Standorte hinweg. Auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vorschläge für künftige, neue Projekte wurden diskutiert.
Projekt-Updates, Diskussion und Ideenbörse: Prof. Johannes Laferton und Dr. Livia Asan beim Retreat 2025
Neue Impulse durch affiliierte Projekte und Vorträge
Besonders im Fokus standen dabei fünf Gruppen, die ihre Arbeit künftig als affiliierte Projekte in den SFB/TRR 289 einbringen. So befassen sich PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch und Dr. Marcel Wilhelm mit der Frage, wie sich Fremdbeurteilungen einer Depression verbessern lassen. Prof. Stefan Salzmann und Prof. Johannes Laferton untersuchen mit ihren Teams, wie die Erwartungen von Patienten und Patientinnen an eine Therapie so optimiert werden können, dass sie nach einer Herz- bzw. einer Knie-Operation schneller genesen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Tobias Kube widmet sich der Wortwahl von Ärzten und Ärztinnen und ihren Auswirkungen auf die Sorgen und Hoffnungen der Behandelten. Und Dr. Christopher Milde erforscht mit seinem Team, wie unsere Schmerzwahrnehmung von anderen Empfindungen abhängt.
Weitere Impulse brachten zudem zwei Vorträge in das Programm ein, die sich mit dem Transfer des im SFB gewonnenen Wissens beschäftigten. So sprach Prof. Christian Büchel, SFB-Standortsprecher in Hamburg, über die enormen Publikationskosten in den bekannten Fachmagazinen der traditionellen wissenschaftlichen Verlage und stellte alternative Publikationssysteme auf der Basis von Non-Profit-Unternehmen vor. Prof. Markus Ploner von der Technischen Universität München referierte über den Open-Science-Ansatz, der Forschungsergebnisse uneingeschränkt transparent, verfügbar und verständlich machen soll. Der SFB/TRR 289 unterstützt Open-Science-Praktiken in der Forschung.
Willkommene Impulse: SFB-Sprecherin Prof. Ulrike Bingel vor dem Plenum beim Vortrag von Prof. Markus Ploner
Team-Aktivitäten zum Kennenlernen und Vernetzen – auch mit dem Patientenbeirat
Wie dynamisch der Sonderforschungsbereich „Treatment Expectation“ wächst, zeigte sich beim gemeinsamen Outdoor-Event: Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden war zum ersten Mal beim Retreat dabei. Umso wertvoller waren die Team-Aktivitäten zum Kennenlernen und Vernetzen über die Gruppen und Standorte hinweg. Auffällig für die erfahrenen Coaches: Bei allen Übungen blieb die Atmosphäre sehr kollegial und konstruktiv – ein gutes Zeichen für den starken Zusammenhalt im Forschungsverbund.
Zum ersten Mal dabei waren auch Mitglieder des Patient Advisory Boards (PAB). Dieser Patientenbeirat bringt die Betroffenenperspektive in die Forschung des SFB/TRR 289 ein, diskutiert aktuelle Fragen des Forschungsprozesses und berät und begleitet diverse Projekte durch alle Phasen hinweg. Beim Team-Event und in persönlichen Gesprächen konnten sich Forschende und PAB-Mitglieder austauschen und gemeinsame Projekte planen.
Konstruktives Miteinander: Das Team „Fichtenzapfen“ gewinnt bei der Outdoor-Challenge
Zum Abschluss des dreitägigen Retreats standen schließlich wieder die Early Career Researchers im Vordergrund. Der traditionelle Best Paper Award wurde in diesem Fall gleich viermal verliehen: an Dr. Andreas Strube aus Projekt und Dr. Lieven Schenk aus dem BüchelLab, Justine Schmidt aus Projekt A11 und Stefanie Hölsken aus Projekt A12. Die Auswahl der Ausgezeichneten fiel schwer, wie Prof. Ulrike Bingel sagte: „Wir hätten noch viel mehr Publikationen unserer ECR auszeichnen können, die aus unserer ersten Förderperiode hervorgegangen sind!“
