Welche Zusammenhänge und Interaktionen bestehen zwischen der Haut, der Psyche, den Placebo- und Nocebomechanismen und dem Immunsystem? An diesen spannenden Fragen forscht Prof. Dr. Wiebke Sondermann mit ihrem Team an der Universitätshautklinik Essen

Prof. Dr. Wiebke Sondermann ist Oberärztin der allgemeinen Poliklinik und Leiterin des Psoriasis-Schwerpunkts der Universitätshautklinik Essen
„Wenn Psoriasis-PatientInnen nach der Einleitung einer modernen Biologika-Therapie, wie sie auch in unserem SFB-Projekt zum Einsatz kommt, nach wenigen Wochen wieder in die Klinik kommen und ganz glücklich berichten, dass sie sich das erste Mal getraut hätten, mit ihren Kindern ins Freibad zu gehen, dann ist das für uns als BehandlerInnen einfach wunderbar.“
Prof. Dr. Wiebke Sondermann, Oberärztin der allgemeinen Poliklinik und Leiterin des Psoriasis-Schwerpunkts der Universitätshautklinik Essen sowie Co-Leiterin eines Teilprojekts des Sonderforschungsbereichs Treatment Expectation.
Ich bin Leitende Oberärztin an der Hautklinik des Universitätsklinikums Essen (AöR) und im Rahmen dessen zuständig für die allgemeine Poliklinik und den hiesigen Psoriasis-Schwerpunkt. Als Dermatologin behandle ich PatientInnen mit den verschiedensten Hautproblemen. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf den entzündlichen Dermatosen, wozu unter anderem die Psoriasis (Schuppenflechte) zählt.
Neben meiner klinischen Tätigkeit widme ich einen Teil meiner Arbeitszeit der Forschung und Lehre. Ich leite aktuell gemeinsam mit Prof. Sven Benson, dem Direktor des Instituts für Didaktik in der Medizin am Universitätsklinikum Essen, ein Teilprojekt des Sonderforschungsbereichs (SFB) Treatment Expectation. In unserem Projekt A11 erforschen wir, wie sich Erwartungen nutzen lassen, um die Psoriasis besser behandeln zu können.
Spannende Forschungsfragen, die mein Team und mich besonders beschäftigen, sind z.B. welche Zusammenhänge und Interaktionen zwischen der Haut, der Psyche, den Placebo- und Nocebomechanismen und dem Immunsystem bestehen.
Dieses Forschungsfeld ist aus meiner Sicht hochinteressant und hat eine große klinische Relevanz. Wenn wir mehr über die engen Wechselwirkungen zwischen Haut, Psyche und dem Immunsystem lernen und besser verstehen, wie wir positive Erwartungen und Vorerfahrungen von PatientInnen im Rahmen von Therapien nutzen und Noceboeffekte vermeiden können, könnten Behandlungen effektiver und verträglicher werden, sodass wir PatientInnen mit chronisch entzündlichen Dermatosen wie der Psoriasis, aber auch mit anderen Erkrankungen, noch besser helfen könnten.
Ich habe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Medizin studiert und im Anschluss meine Facharztweiterbildung zur Dermatologin an der Universitätshautklinik in Essen (Direktor: Herr Prof. Dr. D. Schadendorf) absolviert. Seit 2018 bin ich Oberärztin an der Universitätshautklinik in Essen und habe im Januar 2022 meine Habilitation zum Thema „Untersuchungen mit dem Ziel der Verbesserung der Versorgungsrealität von Psoriasis-Patienten“ erfolgreich abgeschlossen. Seit Februar 2025 bin ich APL-Professorin an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen.
Prof. Dr. Wiebke Sondermann: psychologische Einflussfaktoren der Psoriasis
Wie ich als Dermatologin zur Placeboforschung gekommen bin.
Neben der Dermatologie haben mich bereits während des Studiums die Neurologie und die Neurowissenschaften sehr fasziniert, sodass ich eine Famulatur (medizinisches Praktikum) in der neurologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Münster absolvierte. Auch meine Doktorarbeit, die die Fragestellung untersuchte, inwiefern implizite Lernprozesse durch die transkranielle Gleichstromstimulation optimiert werden können, fertigte ich in der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster an.
Während meiner Ausbildung zur Fachärztin für Dermatologie begann ich, mich wissenschaftlich schwerpunktmäßig mit psychologischen Einflussfaktoren der Psoriasis zu beschäftigen, und freute mich sehr, als Herr Prof. Manfred Schedlowski im Jahr 2018 auf mich zukam und mich fragte, ob ich mit ihm gemeinsam ein Teilprojekt des geplanten Transregio-SFB betreuen würde. Dies war der Start einer inspirierenden, interdisziplinären, wissenschaftlichen Zusammenarbeit, die seit der Bewilligung des SFB im Jahr 2020 stetig weiter ausgebaut wurde. In der zweiten Förderperiode des SFB leitet nun Herr Prof. Sven Benson, mit dem ich ebenfalls seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeite, gemeinsam mit mir unser Teilprojekt.
Was mir besondere Freude bereitet.
Eindeutig der Abwechslungsreichtum meiner Arbeit als Oberärztin an der Universitätsklinik. An fast jedem Tag erwartet mich ein bunter Mix aus Tätigkeiten und Herausforderungen im Rahmen der Patientenversorgung, der Forschung und der Lehre, die ich gemeinsam mit einem tollen multidisziplinären Team bewältigen darf.
Bei der PatientInnenversorgung macht es mich glücklich, wenn PatientInnen, z.B. mit Psoriasis, die durch ihre Erkrankung psychisch oftmals stark belastet sind, berichten, dass sie durch die von uns eingeleiteten Therapien ihre Lebensqualität wiedergewonnen haben.
Den meisten Spaß in der Forschung habe ich, wenn wir zusammen im Team neue Ideen immer weiterentwickeln, die Ansätze schließlich Form annehmen und wir dann ein Projekt gemeinsam erfolgreich umsetzen.
In Bezug auf die Lehre bereitet es mir viel Freude, medizinisches Basiswissen, aber auch aktuelle Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die nächste ÄrztInnengeneration transferieren zu dürfen und damit junge KollegInnen für die Dermatologie und die Wissenschaft zu begeistern.
Privat finde ich einen Ausgleich durch verschiedene sportliche Aktivitäten in der Natur, das Hören von elektronischer Musik und leckeres Essen im Kreis von Familie und Freunden.