Etwa 2–3% der Bevölkerung leiden unter der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Psoriasis. Sie verläuft oftmals in Schüben und ist häufig mit starkem Juckreiz verbunden. © vegefox.com/stock.adobe.com
Etwa 2-3% der Bevölkerung leiden unter der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Psoriasis. Sie verläuft oftmals in Schüben und ist häufig mit starkem Juckreiz verbunden. © RFBSIP/stock.adobe.com
Wie lassen sich Erwartungen nutzen, um Psoriasis besser zu behandeln?
Die Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung, die sich auf dem Boden einer genetischen Veranlagung entwickelt. Sie kann auch die Gelenke im Sinne einer Arthritis mitbetreffen. Eine Psoriasis beeinträchtigt die Betroffenen stark. Die Krankheit wird oft nur mit äußerlichen Therapien wie Salben behandelt, die in vielen Fällen keine ausreichende Wirkung zeigen. Seit einigen Jahren stehen zusätzlich innerliche Therapien mit so genannten Biologika zur Verfügung: Hierbei handelt es sich um Antikörper, die an bestimmte Signalmoleküle des Immunsystems binden und dadurch die überbordende Entzündungsreaktion bei Psoriasis bremsen. Die Wirkstoffe können jedoch Nebenwirkungen haben und sind sehr teuer.
Stress und Angst beeinflussen die Symptome negativ
Unser Projekt A12 soll die Behandlung von Psoriasis-Patientinnen und -Patienten im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten verbessern, indem wir Erwartungseffekte nutzen. Studien deuten darauf hin, dass Faktoren wie Stress oder Angst den Verlauf von entzündlichen Hauterkrankungen und das Auftreten von Juckreiz und Schmerzen negativ beeinflussen können. Viele Betroffene sind jedoch nach jahrelangen, unzureichenden Therapieversuchen deprimiert und skeptisch gegenüber neuen Therapieansätzen. Ihnen könnte es helfen, gezielt positive Erwartungen zu verstärken, um Symptome abzuschwächen und die Patientinnen und Patienten für neue, erfolgversprechendere Therapien aufgeschlossener zu machen. Allerdings haben wir in Projekt A12 während der ersten Förderperiode herausgefunden, dass positivere Erwartungen allein nur einen eingeschränkten Einfluss auf den objektiven Krankheitsverlauf haben.
Weniger Nebenwirkungen durch Verstärkungslernen und pharmakologische Konditionierung?
In der zweiten Förderperiode erweitern wir daher unser Vorgehen und setzen zur Optimierung des Ansatzes zusätzlich Verstärkungslernen durch pharmakologische Konditionierung ein. Dieses Prinzip beruht auf der Beobachtung, dass sich der Körper die Wirkung eines Medikamentes in bestimmten Fällen merken und sie zum Teil selbst ersetzen kann: So blieb zum Beispiel die Wirkung einer kortinsonhaltigen Creme bei Personen mit Psoriasis in einer Studie erhalten, obwohl sie zwischendurch durch eine Placebo-Salbe ersetzt wurde. Ob das auch bei einer innerlichen Behandlung mit Biologika möglich ist, untersuchen wir in Projekt A12: Gelingt dies, könnten Nebenwirkungen für die Patientinnen und Patienten verringert werden, und es wäre weniger von dem sehr teuren Medikament nötig.
Ein experimentelles Hautallergiemodell
Zusätzlich zu den klinischen Studien arbeiten wir in Projekt A12 mit gesunden Freiwilligen in einem experimentellen Hautallergiemodell. Dieser Versuchsablauf bietet uns die Möglichkeit, nicht nur die Auswirkungen positiver, sondern auch negativer Erwartungen zu erforschen. Wie beeinflussen solche Erwartungen die subjektiven und objektiven Symptome einer allergischen Hautentzündung? Und wie die subjektive und objektive Wirksamkeit von Behandlungen? Diesen Fragen gehen wir in den kommenden Jahren nach.
Sondermann W.; Reinboldt-Jockenhöfer F.; Dissemond J.; Pfaar O.; Bingel U.; Schedlowski M. Effects of Patients' Expectation in Dermatology: Evidence from Experimental and Clinical Placebo Studies and Implications for Dermatologic Practice and Research. Dermatology. 2021;237(6):857-871. doi: 10.1159/000513445
Hölsken S.; Krefting F.; Schedlowski M.; Sondermann W. Expectation-induced enhancement of pain, itch and quality of life in psoriasis patients: Study protocol of a randomised controlled trial. BMJ Open. 2021 Sep 2;11(9):e047099. doi: 10.1136/bmjopen-2020-047099
Hölsken S.; Krefting F.; Schedlowski M.; Sondermann W. Common Fundamentals of Psoriasis and Depression. Acta Derm Venereol. 2021 Nov 30;101(11):adv00609. doi: 10.2340/actadv.v101.565
Krefting F.; Hölsken S.; Schedlowski M.; Sondermann W. The effect of treatment expectations on pruritus and skin pain [Einfluss der Behandlungserwartung auf Pruritus und Hautschmerzen]. Schmerz. 2022 Jun;36(3):189-195. doi: 10.1007/s00482-021-00600-2
Hölsken S.; Krefting F.; Schneider L.; Benson S.; Schedlowski M.; Sondermann W. A brief screening tool for depression in psoriasis patients: The Two Questions Test in clinical practice. J Dermatol. 2022 Mar;49(3):341-348. doi: 10.1111/1346-8138.16241
Krefting F.; Hölsken S.; Benson S.; Schedlowski M.; Sondermann W. How familiar are German dermatologists with placebo and nocebo effects and to what extent are these targeted in clinical practice: A survey within the dermatological community. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023 Oct;37(10):2133-2141. doi: 10.1111/jdv.19258
Krefting F, Hölsken S, Schedlowski M, Sondermann W. Discontinuation of Fumaric Acid Esters is Affected by Depressive Symptomatology: A Retrospective Analysis. Acta Derm Venereol. 2024 Mar 14;104:12326. doi: 10.2340/actadv.v104.12326
Hölsken S, Benthin C, Krefting F, Mühlhaus S, Nestoriuc Y, Schedlowski M, Sondermann W. "I Was Almost in Disbelief" - Qualitative Analysis of Experiences and Expectations Among Psoriasis Patients Undergoing Biologic Treatment with Secukinumab. Patient Preference and Adherence, 24 Jun 2024, 18:1299-1310. doi: 10.2147/ppa.s458643
In enger Zusammenarbeit mit folgenden Projekten:
Verbessern positive Erwartungen die Wirksamkeit von Antidepressiva?
Prof. Dr. Tilo Kircher
PD Dr. Irina Falkenberg
Dieses Projekt ist beendet.
Auf welchen neurobiologischen Mechanismen beruhen negative Behandlungserwartungen?
Prof. Dr. Harald Engler
Dr. Laura Heiß-Lückemann
Wie wirken sich Gespräche mit dem Arzt oder der Ärztin auf Entzündungssymptome und ihre Behandlung aus?
Prof. Dr. Sven Benson
Prof. Dr. Hana Rohn
Wie können Erwartungseffekte helfen, um Schmerzen nach einer Hüftoperation zu verringern?
PD Dr. Regine Klinger
Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch
Weniger Sorgen, mehr Optimismus: Lassen sich antidepressive Behandlungen in Echtzeit verbessern?
Prof. Dr. Yvonne Nestoriuc
Prof. Dr. Winfried Rief
Wie können optimierte Erwartungen bei internetbasierten Interventionen gegen Depressionen helfen?
Prof. Dr. Winfried Rief
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud
Projektleitung
PD Dr. Wiebke Sondermann
Dermatologin
Prof. Dr. Sven Benson
Psychologe
Mitarbeitende
Stefanie Hölsken
Psychologin, Doktorandin
Dr. Frederik Krefting
Clinician Scientist, Assistenzarzt für Dermatologie
Paraskevi Savvidou
Psychologin, Doktorandin
Senta Mühlhaus
Medizinstudentin
Daniela Bese
Medizinstudentin
Miriam Bucher
Medizinstudentin