Schätzungsweise 1,5 Milliarden Tagesdosen an Tabletten zur Behandlung von Depressionen werden jährlich in Deutschland verordnet. © atelierk/stock.adobe.com
Schätzungsweise 1,5 Milliarden Tagesdosen an Tabletten zur Behandlung von Depressionen werden jährlich in Deutschland verordnet. © atelierk/stock.adobe.com
Verstärken Ängste die Absetzsymptomatik bei Antidepressiva?
PatientInnen mit Depression haben oft einen mühsamen Weg vor sich, bis sie ein Medikament finden, das ihnen hilft. Deshalb entsteht oft Angst, wenn zum Ende der Therapie das nun wirksame Medikament wieder abgesetzt wird. Häufig spüren PatientInnen unangenehme seelische und körperliche Begleiterscheinungen. Diese sind aber möglicherweise nicht nur pharmakologisch durch den Wegfall des Wirkstoffs bedingt, sondern werden auch durch Ängste oder Vorerfahrungen der PatientInnen gesteuert. Das Projekt untersucht, welchen Einfluss diese Befürchtungen auf die verschiedenen Symptome beim Absetzen von Antidepressiva haben.
Trennung pharmakologischer Effekte und Erwartungseffekte beim Absetzen von Antidepressiva – eine randomisierte, balancierte, offen-verdeckte Studie
Das Projekt überträgt Erkenntnisse aus der Placebo- und Nocebo-Forschung über Antidepressiva auf den Bereich des Absetzens eines Medikaments. Aufgrund der Beobachtung, dass dysfunktionale Erwartungen an das Absetzen eines Medikaments zum Auftreten von belastenden Symptomen beitragen und das Rückfallrisiko nach Beendigung der Antidepressivabehandlung erhöhen, wird dieses Projekt eine randomisierte, balancierte, offen-verdeckte Studie zum Absetzen von SSRIs/SNRIs (Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren/Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren) in PatientInnen durchführen. Die Faktoren Behandlung und Erwartung werden variiert, um ihren Beitrag zur Entwicklung von Absetzsymptomen systematisch zu untersuchen.
Literaturempfehlungen:
Nestoriuc Y, Orav EJ, Liang MH, Horne R, Barsky AJ (2010) Prediction of nonspecific side effects in rheumatoid arthritis patients by beliefs about medicines. Arthritis Care Res. 62:791-9. PubMed
Nestoriuc Y, v Blanckenburg P, Schuricht F, Barsky AJ, Hadji P, Albert US, Rief W (2016) Is it best to expect the worst? Influence of patients’ side effect expectations on endocrine treatment outcome in a two-year prospective clinical cohort study. Ann Onc. 27:1909-1915. PubMed
Sass K, Habel U, Kellermann T, Mathiak K, Gauggel S, Kircher T (2014) The influence of positive and negative emotional associations on semantic processing in depression: an fMRI study. Hum Brain Mapp 35:471-82. PubMed
Aktuelles aus diesem Projekt
- Wie beeinflusst uns der Nocebo-Effekt während der Pandemie? 16. Dezember 2020
- DGPPN Kongress 2020 - Online-Vorträge 18. Februar 2021
- New Publication: Informing About the Nocebo Effect Affects Patients’ Need for Information About Antidepressants - An Experimental Online Study 01. September 2021
- TeilnehmerInnen für Studie „Frei von Antidepressiva – Absetzen in ärztlicher und psychologischer Begleitung“ gesucht (Hamburg und Marburg) 09. Februar 2022
- Noceboeffekt erschwert Absetzen von Antidepressiva 04. März 2022
- Antidepressiva: Was gilt es zu beachten? 22. November 2022
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In enger Zusammenarbeit mit den Projekten
Verbessern positive Erwartungen die Wirksamkeit von Antidepressiva?
Prof. Dr. Tilo Kircher
PD Dr. Irina Falkenberg
Wie beeinflussen Behandlungserfahrungen die Wirksamkeit von Antidepressiva?
Prof. Dr. Markus Wöhr
Prof. Dr. Rainer K.W. Schwarting
Welchen Einfluss haben negative Erfahrungen auf mögliche Nebenwirkungen einer Behandlung?
Prof. Dr. Harald Engler
Prof. Dr. Manfred Schedlowski
Kann Migräne gelindert werden, wenn PatientInnen bewusst wirkstofffreie Tabletten einnehmen?
Prof. Dr. Ulrike Bingel
Dr. Julian Kleine-Borgmann
Dr. Katharina Schmidt
Projektleitung
Prof. Dr. Yvonne Nestoriuc
Psychologin
Prof. Dr. Tilo Kircher
Psychiater
Mitarbeitende
Dr. Tahmine Fadai
Clinician Scientist, Assistenzärztin für Psychiatrie
Carina Meißner
Doktorandin, Psychologin
Dr. Christoph Vogelbacher
Postdoc
Laila Noor
Studienärztin
Alexandros Matsingos
Studienarzt