NDR Visite
Erwartungen können große Auswirkungen auf eine Therapie haben – das ist durch viele Studien erwiesen. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Erwartungen der Behandelten: Auch die Einstellung der Ärztin oder des Arztes kann erheblich beeinflussen, wie Patientinnen und Patienten behandelt werden.
Ein Beispiel dafür ist die unterschiedliche Umgang mit Männern und Frauen in der medizinischen Praxis. „Frauen werden oft weniger ernst genommen als Männer“, sagt SFB-289-Forscherin Prof. Meike Shedden-Mora in der NDR-Sendung „Visite“. Sie bekämen zum Beispiel weniger Schmerzmedikamente, gleichzeitig würde bei körperlichen Beschwerden eher an eine psychische Ursache oder Beteiligung gedacht als bei Männern. „Bei Frauen werden auch seltener körperliche Untersuchungen oder bildgebende Verfahren gemacht“, so Shedden-Mora. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin an der Medical School Hamburg rät Frauen daher: „Manchmal ist es wichtig, nachzuhaken, auf Dingen zu beharren und gut für sich selbst einzustehen.“
Für Männer wiederum kann es sogar gefährlich sein, dass psychische Ursachen für körperliche Leiden oft ausgeklammert werden – zumal die Männer von sich aus seltener über psychische Belastungen sprechen, wie Shedden-Mora berichtet. „Wir wissen, dass Frauen doppelt so häufig von Depressionen betroffen sind wie Männer. Gleichzeitig sterben dreimal so viele Männer wie Frauen durch Suizid", erklärt Prof. Shedden-Mora. Suizidale Gedanken seien aber typische Symptome von Depressionen. „Insofern kann es für Männer lebensrettend sein, psychische Belastungen richtig zu beachten."
Das ganze Gespräch ist über diesen Link in der ARD-Mediathek verfügbar. Meike Shedden-Mora ist Projektleiterin in unserem übergreifenden Projekt Z02 und leitet das Patient Advisory Board, welches den SFB/TRR 289 aus Patientensicht berät.