Podcast „Meno an mich“
Viele Frauen verbinden mit dem Gedanken an die Wechseljahre vor allem Sorgen oder Befürchtungen. Gerade das könnte aber dazu führen, dass sie tatsächlich oder vermehrt Beschwerden in dieser Zeit empfinden, erklärt Prof. Ulrike Bingel im Podcast „Meno an mich“.
Die Perimenopause war lange ein mit Tabus und Missverständnissen besetztes Thema. Erst seit einigen Jahren tauschen sich Frauen darüber offener und auch positiver aus. Einen Beitrag dazu leistet der Podcast „Meno an mich“ der Zeitschrift „Brigitte“. In dessen aktueller Folge spricht Diana Helfrich mit SFB-289-Sprecherin Prof. Ulrike Bingel darüber, wie Erwartungseffekte diese Zeit beeinflussen und wie Frauen dieses Wissen für sich nutzen können.
„Ängste und Sorgen, schlechte und fehlende Informationen, Unsicherheit und das Gefühl, nicht gut erkannt und behandelt zu werden: Das ist ein Nährboden für negative Erwartungen", erklärt die Neurologin und Leiterin der Schmerzambulanz an der Universitätsmedizin Essen. Solche negative Erwartungen wiederum könnten so genannte Noceboeffekte auslösen – und auf diese Weise dazu führen, dass Beschwerden wie Hitzewallungen oder Konzentrationsschwierigkeiten verstärkt oder überhaupt erst auftreten.
Wechseljahresbeschwerden sind subjektiv – und damit besonders empfindlich für Erwartungseffekte
Das liegt auch an der Natur perimenopausaler Beschwerden: „Wechseljahresbeschwerden sind ja vor allem subjektiver Natur“, so Bingel. „Man misst ja nicht Fieber, sondern man schwitzt, man fühlt sich heiß, man spürt Brain-Fog. Das sind alles Wahrnehmungen, und solche subjektiven Empfindungen sind besonders empfindlich für Erwartungseffekte."
Wie sehr Erwartungen sich auf solche Wahrnehmungen auswirken, belegt auch eine Studie aus dem Sonderforschungsbereich „Treatment Expectation“. Forschende um Yvonne Nestoriuc, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, zeigten darin, dass Probandinnen nach einer Behandlung mit offen verabreichten Placebos (so genannte Open Label Placebos, OLP) seltener Hitzewallungen erleben. „OLP können also neben Schmerzerkrankungen, Depression und Fatigue auch perimenopausale Beschwerden und Hitzewallungen lindern, das ist durch klinische Studien belegt“, sagt Prof. Bingel.
Umso kritischer sieht die Neurologin, dass Frauen schon seit jungen Jahren vor allem mit negativen Informationen über die Wechseljahre konfrontiert sind. „Das ist natürlich ein Noceboeffekt-Generator par excellence, wenn man schon damit groß wird, dass das eine ganz schreckliche Lebensphase ist!"
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