Eine Frau massiert sich die Kopfhaut: Wie Placeboeffekte Kopfschmerz-Therapien verbessern können

In Deutschland leiden rund 70 Prozent der Menschen entweder unter vorübergehenden oder anhaltenden Kopfschmerzen, 20 Prozent unter Migräne. Prof. Ulrike Bingel, die Leiterin des Zentrums für Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Essen, erklärt, wie Behandlungserwartungen die Wirkung von Therapien gegen Kopfschmerzen verbessern können: „Zu jeder wirksamen medikamentösen Therapie kommt auch der Placebo-Effekt. Und dieser kann erstaunliche Folgen haben.“

So konnte die Privatdozentin Dr. Katharina Schmidt von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen zeigen, dass eine positive Erwartung an eine Migräneprophylaxe das Ansprechen auf die Therapie verbesserte. Vor allem wer vorher gute Erfahrungen mit Behandlungen gemacht hatte, erlebte so eine deutliche Reduzierung der Symptome.

Ibuprofen wirkt besser mit den richtigen Informationen

Im August 2025 belegte eine weitere Studie, dass Kommunikation die Wirkung von Ibuprofen verstärkt, eine in niedriger Dosierung frei verkäufliche Gruppe von Medikamenten, die Betroffene häufig gegen Kopfschmerzen nutzen. Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Eine Arbeitsgruppe um den Psychologen Prof. Sven Benson, Leiter des Instituts für Didaktik in der Medizin am Universitätsklinikum Essen und Projektleiter im Sonderforschungsbereich (SFB )„Treatment Expectation“ (Behandlungserwartung) belegte, dass sich der Therapieerfolg mit Ibuprofen durch positive Erwartungen verbessern lässt. In der Studie ging es um Symptome, die man typischerweise während einer systemischen Entzündungsreaktion empfindet, etwa bei einem Infekt oder nach einer Impfung. Das Ibuprofen wurde den Probanden mit positiv erklärenden Worten über die guten Wirkeffekte gegeben. Das Ergebnis: Die daraufhin positive Therapierwartung beeinflusste die Wirkung des entzündungshemmenden Medikaments positiv.

 „Unsere Studienergebnisse bedeuten, dass Informationen, die von einer Ärztin oder einem Arzt auch zu einem weit verbreiteten Medikament wie Ibuprofen gegeben werden, die Wirksamkeit des Medikaments verstärken können“, zieht Prof. Benson das Resumée.

„Das zeigt, dass wir dringend umdenken müssen bei medikamentösen Therapien. Denn wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung des Patienten. Hier liegt ein großes, bislang wenig genutztes Potential für die Optimierung und Personalisierung von medizinischen Behandlungen“, erklärt die Sprecherin des SFBs „Treatment Expectation“, Prof. Ulrike Bingel.

Auszüge aus einem längeren Gespräch mit Prof. Bingel über die Wirkung von Placebo-Effekten bei der Einnahme von Schmerzmitteln finden Sie hier.

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